festschrift_011933 wurde nur wenige Monate nach der Machtergreifung auch das Haus des damaligen Orts-vereinsvorsitzenden, des Hilfsarbeiters Georg Deimer durchsucht. An sämtliche Gendarmeriestationen war laut Schreiben vom 22.6.1933 die Anweisung gegangen, das gesamte Vermögen der SPD zu beschlagnahmen und innerhalb von nur 48! Stunden darüber zu berichten. Grundlage für diese Aktion bildete das „Gesetz zum Schutz von Volk und Staat“. Man führte die Anweisung in Inning unverzüglich aus: Innerhalb von nur 24 Stunden meldete man bereits pflichteifrigst den Vollzug. Nach Georg Deimers Erklärung gab es vor 1933 noch 19 SPD-Mitglieder im Dorf, die angeblich allesamt keine Mitgliedsbeiträge mehr entrichtet hätten. Deimer selbst betrachtete sich seit 1933 auch nicht mehr als Mitglied der Partei. War dies nun Schlagfertigkeit oder Überlebenstrategie? In den Folgejahren hörte man öffentlich von den Inninger Sozialdemokraten nur wenig. Kein Wunder!

Eine Ausnahme bildete Sepp Kern. Noch kurz vor Kriegsende landet er im Frühjahr 1945 im KZ Dachau. Er soll öffentlich folgenden politischen Witz erzählt haben: Ein fremdes Flugzeug flog über Inning hinweg. Auf die Frage, wer da wohl drin sei, habe Sepp Kern schlagfertig geantwortet: „Der Papst.“ „Warum gerade der Papst?“, war die nächste Frage. Kern darauf kurz und bündig: „Der Papstfliegt nach Berlin, um dem Dritten Reich die letzte Ölung zu geben.“

Kern wird denunziert und kommt ins KZ nach Dachau. Er überlebt. Wieder in Inning wird ihm als Opfer des Nationalsozialismus sehr schnell geholfen. Die Amerikaner unterstützen ihn beim Aufbau einer eigenen Existenz, indem sie ihm einen LKW zur Verfügung stellen. Einziges Problem dabei: Sepp Kern besaß gar keinen Führerschein! So verscherbelte er den Wagen schnell!

Ein weiteres langjähriges Mitglied der Inninger SPD, Franz Passauer, musste ebenfalls für einige Zeit ins KZ Dachau. Wie Sepp Kern wurde auch er denunziert; allerdings bereits 1941. Zu dieser Zeit warf man ihm vor dem Militärgericht „Zersetzung der deutschen Wehrkraft“ vor. Gott sei Dank kam er heil davon!

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